Aquarellpapiere: Alles, was Du wissen musst!

Aquarellpapiere sind in ihren Eigenschaften so unterschiedlich wie die Künstler, die sie bemalen. Welche Unterschiede es zwischen Aquarellpapieren gibt und welches das Richtige für euren Malstil ist, verraten wir euch in unserem großen Aquarellpapier-Guide.

Einzeln oder im Block, satiniert, matt oder rau, weiß oder farbig: die Auswahl an Aquarellpapier ist groß. Worauf du beim Kauf achten solltest und für was sich welche Aquarellpapiere eignen erfährst du hier. Außerdem haben wir eine Aquarell-Expertin interviewt, mit deren hilfreichen Tipps und Tricks dein zukünftiges Aquarellprojekt garantiert ein Erfolg wird.

Die besten Aquarellpapiere

Beim Kauf von Aquarellpapier gibt es einige Qualitätsmerkmale, die du beachten solltest. Dabei kommt es nicht nur auf die Zusammensetzung bzw. Herstellung von Aquarellpapier an, sondern auch auf die Alterungsbeständigkeit und die Nachhaltigkeit.

Qualitätsmerkmale im Überblick

Hadernanteil
Aquarellpapier wird in der Regel aus den Fasern Zellulose und/oder Hadern gefertigt. Hochwertige Aquarellpapiere bestehen überwiegend aus Hadern. Dabei handelt es sich um Fasern aus Baumwolle, Hanf, Leinen oder Chinagras. Das Papier ist dadurch fester und deutlich alterungsbeständiger als solches aus gebleichtem Zellstoff. Dank Hadern kann sich das Papier beim Malen ausdehnen und zieht sich beim Trocknen wieder zusammen.
Hinweis: Je höher der Hadernanteil, desto saugfähiger das Papier, was vor allem für Nass-in-nass-Malerei besonders geeignet ist.

Leimung
Die Papierfasern der Aquarellpapiere werden durch die sogenannte Leimung gebunden. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: die Oberflächenleimung und die Masseleimung. Bei der Masseleimung wird der Leim dem Papier schon als „Zutat“ beigemischt. Bei der Oberflächenleimung wird der Leim erst im Nachgang maschinell auf die bereits getrocknete Papieroberfläche aufgetragen. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, der sich besonders bei Auswaschtechniken oder der Arbeit mit Maskiermedium zeigt. Die Oberflächenleimung verhindert, dass Farben zu tief in das Papier eindringen, wodurch sich kleine „Fehler“ leichter mit einem feuchten sauberen Tuch oder Pinsel korrigieren lassen. Auch Maskiermedium oder Klebeband lassen sich besser abziehen.

Säurefreiheit
Hochwertige Aquarellpapiere enthalten weder Säure noch den Holzfarbstoff Lignin. Säure führt mit der Zeit zum sogenannten Papierfraß, dabei löst sich das Papier mit zunehmendem Alter mehr und mehr auf. Außerdem verändert Säure die Farben. Lignin lässt das Papier schneller vergilben. Übrigens sind alle Hahnemühle Papiere säurefrei.

Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist in jedem Bereich möglich und somit auch in der Welt der Kunst. Für die Aquarellpapiere von beispielsweise Hahnemühle wird für Hadern keine Baumwolle extra angepflanzt, sondern ausschließlich Fasern aus Nebenprodukten der Textilindustrie verarbeitet. Zudem sind sie frei von tierischen Produkten und somit vegan. Die verwendete Zellulose ist aus zertifiziertem, nachhaltigem Anbau und wird schonend gebleicht. Außerdem wird ein Großteil des für die Papierproduktion benötigten Wassers im Produktionskreislauf aufgefangen und wieder eingesetzt.

Hochwertige Künstlerpapiere erhalten ihre Struktur während der Herstellung. Das noch feuchte Papier läuft in der Papiermaschine zwischen Filzen aus echter Wolle oder Wollmischgeweben durch. Dabei überträgt sich die Filzstruktur auf die Vorder- und Rückseite des Papiers, was für eine homogene und organische Oberfläche sorgt. Minderwertige Malpapiere aus Massenproduktionen erhalten ihre Struktur dagegen durch einfache Prägung mit Kunstfaser-Filzen.

Aquarellpapiere: Papierstärke

Welche Papierstärke für Aquarell-Bilder die beste ist, hängt stark vom Malstil ab. Die richtige Grammatur bzw. Stärke ist somit eine der wichtigsten Kriterien, auf die du beim Kauf von Aquarellpapier achten solltest. Dünnes Papier mit 100 g/m² oder weniger wellt sich sehr schnell, wodurch es zur Pfützenbildung auf der Oberfläche kommt, was das Weitermalen erschwert. Für Aquarellieren eignen sich daher am besten Aquarellpapiere mit einer höheren Grammatur ab 250 g/m². Für sehr nasse Techniken oder viele Farbschichten verwendest du am besten Papiere mit einer Grammatur von Schwere Aquarellpapiere 600 bis 840 g/m².

  • leicht: 120 – 300 g/m²: Nimmt wenig Feuchtigkeit auf. Geeignet für Techniken mit wenig Wasser. Wellt leicht.
  • mittel: 300 – 600 g/m²: Geeignet für fast alle Techniken. Wellt wenig.
  • schwer: 600 – 840 g/m²: Speichert und verteilt Feuchtigkeit gut. Für sehr nasse Arbeiten geeignet. Formstabil, wellt nicht/kaum.

Was tun, wenn sich Aquarellpapier wellt?

Aquarellpapiere saugen das Wasser ins sich auf, wodurch sich das Volumen des Papiers vergrößert. Beim Malen auf Aquarellblöcken, zieht sich das Blatt beim Trocknen normalerweise wieder von selbst zusammen. Einzelpapiere werden am besten aufgespannt oder mit Kreppband auf einem glatten Untergrund befestigt, damit sie ihre ursprüngliche Form beibehalten. Sollte das Papier am Ende dennoch zu gewellt sein, einfach zwischen zwei saubere Geschirrtücher legen und für mindestens 24 Stunden mit reichlich Büchern beschweren. Es dürfen gerne schwere Wälzer sein, denn Aquarellpapiere sind hartnäckig.
Tipp: Normales Kreppband vor dem Abziehen mit einem Föhn etwas erwärmen, so lässt es sich leichter lösen, ohne das Bild zu beschädigen. Alternativ geht auch Washitape.

Die verschiedenen Oberflächen von Aquarellpapier

Bei Aquarellpapieren gibt es drei Oberflächenstrukturen: matt, rau und satiniert. Es gibt auch die Bezeichnungen grob, mittel und fein, oder die englische Variante cold pressed (matt), rough (rau) und hot pressed (satiniert).

Matte Struktur

Matte Papiere sind besonders flexibel, da sie sowohl für trockene als auch nasse Maltechniken passen. – egal ob mit viel oder wenig Wasser. Die ebene und gleichmäßige Oberfläche gleicht der von satiniertem Papier, jedoch ist die Körnung (Struktur) hier deutlich spürbar. Auswirkungen auf den Farbverlauf hat das jedoch nicht, denn der Pinsel gleitet trotzdem mühelos über das Papier.

Wofür eignet sich mattes Aquarellpapier?

  • zarte Darstellungen mit feinen Details
  • Trockenmaltechnik bei der ein satter Pinselstrich gewünscht ist
  • gleichmäßige Farbverläufe bei Nass-in-Nass-Technik

Raue Struktur

Raues Aquarellpapier wirkt besonders schön als Stilelement in einem Motiv. Schnelle Pinselstriche färben die Stelle nicht vollständig ein, wodurch weiße „Lichtchen“ entstehen. Flächen wie Himmel, Landschaften oder Wasser wirken damit deutlich lebendiger. Bei der Nass-in-Nass-Maltechnik wiederum sammelt sich die Farbe in den Vertiefungen, was interessante Hell-Dunkel-Effekte entstehen lässt, die die Leuchtkraft und Brillanz der Farbe beeinflussen (Granuliereffekt).

Wofür eignet sich raues Aquarellpapier?

  • Nass-in-Nass-Malerei
  • Plastische Motive wie Baumrinde oder eine alte Steinmauer
  • „lebendigere“ Flächen, wie Himmel, Wasser oder Wolken

Satinierte Struktur

Satiniertes Aquarellpapier hat eine sehr feine und ebenmäßige Oberflächenstruktur, die durch die Glättung zwischen heißen Walzen entsteht. Diese Satinage verleiht dem Papier einen leichten Glanz, der Farben besonders zum Strahlen bringt. Bei Lasurtechniken (Überlagerung verschiedener Farbschichten) leuchten alle Schichten gleichmäßig brillant. Da satiniertes Papier feuchte Farbe sehr schnell aufsaugt muss schnell gearbeitet werden, um unerwünschte Ränder zu vermeiden.

Wofür eignet sich satiniertes Aquarellpapier?

  • besonders strahlende, kräftige und leuchtende Kunstwerke
  • Mixed-Media-Techniken: beispielsweise Finelinern, Farbstiften, Brush-Pens in Kombination mit Aquarellfarbe
  • Kunstwerke mit feinsten Details und zartem Auftrag

Spezialpapiere zum Aquarellieren

Neben den klassischen Aquarellpapieren gibt es auch Papiersorten, die ganz gezielt für bestimmte Maltechniken verwendet werden.

Torchon-Papier
Die Oberfläche von Torchon-Papier erinnert an eine grobe Leinenstruktur und ist schon fast reliefartig. Es eignet sich für alle Nasstechniken mit Aquarellfarben, sowie Gouache, Tempera und Acryl. Torchon-Papier ist säurefrei, lichtbeständig und von höchster Alterungsbeständigkeit.

Chinesische & japanische Papiere
Wer batikartige Effekte bevorzugt ist mit diesem Künstlerpapier bestens bedient. Es saugt die Farbe auf wie ein Löschpapier und verläuft sehr stark und unkontrolliert. Aus diesem Grund eignet es sich jedoch eher für Malen mit wenig Wasser.

Echt Bütten
Büttenpapier ist mit Abstand das wertvollste Papier für Aquarellmalerei. Die Herstellung und Oberfläche ähnelt dem von traditionell handgeschöpften Papieren. Bütten wird auf einer Rundsiebpapiermaschine hergestellt und darf auch nur dann den Titel „Echt Bütten“ tragen. Büttenpapiere haben einen typischen, unregelmäßig „gerissenen“ Rand und tragen oft ein Wasserzeichen.

Farbiges Aquarellpapier

Wie ein Kunstwerk wirkt, hängt nicht nur von der Grammatur ab, sondern auch stark von der Papierfarbe. Helleres Papier bringt Farben mehr zum Strahlen, ein wärmerer Papierton sorgt für weichere Kontraste und mit gefärbten Papieren lassen sich besondere Effekte erzielen.

Weiß & Naturweiß
Ist das nicht dasselbe? Nein, denn Weiß ist nicht gleich Weiß! Es gibt harte Weißtöne, cremige Weißtöne, gelbliche Weißtöne… Bei Künstlerpapieren wird jedoch in der Regel nur zwischen „naturweiß“ (wärmere Optik) oder „weiß“ (kühlere Optik) unterschieden. Welchen Weißton du wählst, ist reine Geschmackssache.

Toned Paper
Vor allem für das Urban-Sketching ist farbiges Aquarellpapier sehr beliebt. Der besondere Vorteil von gefärbtem Papier ist, dass es transparente Farben automatisch in den Mitteltonbereich bringt und das helle (weiße) Flächen leichter ausgelassen werden können. Deshalb eignet es sich besonders für Anfänger, da es leichter ist, Lichteffekte am Ende hinzuzufügen, anstatt die Bereiche auf dem Papier von vornherein auszusparen. Im Handel gibt es meist grau oder braungefärbte Papiere. Bei braunem Papier sollten eher kühleren Farben zum Einsatz kommen, da durch das braune Papier automatisch eher Naturtöne entstehen. Bei grauem Papier sind strahlende Farbe geeignet, wenn man keine gedämpfte Farbstimmung möchte.

Aquarellblock oder Einzelpapier?

Anfänger verwenden am besten Aquarellblöcke, denn sie sind einfacher handzuhaben als Einzelblätter. Beispielsweise den Selection Block von Hahnemühle mit 4 Echt-Bütten Papieren und 10 Aquarellpapieren. So kann man sich direkt an unterschiedlichen Papiergrammaturen üben.
Einzelblätter und Papier von der Rolle sind eher für fortgeschrittene Maler, da sie meist aufgezogen werden, dafür aber in Form und Größe variabler sind. Die genaueren Unterschiede sowie Vor- und Nachteile haben wir hier für euch kurz zusammenfasst.

Rundverleimte Blöcke
Die Blätter sind rundherum durch eine Leimschicht miteinander fixiert. Dadurch bleibt das Papier beim Malen stets straff, wellt sich nicht und zudem sind die unteren Blätter vor seitlich herablaufender Farbe und anderen Flecken geschützt.
Tipp: Bei allen rundverleimten Blöcken gibt es am Rand oder in einer Ecke eine kleine Stelle, die nicht verleimt ist. Einfach mit einem flachen Lineal an dieser Stelle unter das Papier fahren und es vorsichtig rund um den Block herum ablösen.

Einseitig verleimte Blöcke
Einseitig verleimte Aquarellblöcke erleichtern zwar das Abtrennen einzelner Blätter, dafür wellt sich das Papier aber auch leichter. Um dem zu entgehen einfach das Blatt direkt zu Beginn vom Block lösen und wie ein Einzelpapier verwenden.

Einzelblätter
Der Vorteil einzelner Bögen oder Papier von der Rolle ist, dass Sie nicht auf ein bestimmtes Maß festgelegt sind. Sie lassen sich einfach in Sonderformate reißen.

Aquarellpapier aufspannen für Anfänger

Aquarellbögen zum selbst Aufspannen sind eine tolle Alternative zu fertigen Aquarellblöcken in Standardmaßen. Künstlerin Evi Steiner-Böhm zeigt in diesem Video, wie das funktioniert:

Aquarell-Tipps von einer Expertin

Wir haben der Künstlerin Sabine Dreher ein paar Fragen zu ihren Lieblingspapieren gestellt. Die Aquarellexpertin aus der Pfalz durchlief von 1998 bis 2000 eine künstlerische Weiterbildung an der HbK Saar bei Prof. Bodo Baumgartner. Sie besucht regelmäßig verschiedene Workshops namhafter Künstler in Deutschland, Österreich und in den USA. Seit 2001 gibt sie auch selbst Aquarellworkshops und Kurse in Deutschland, USA, Italien und in ihrer Wahlheimat Schweiz.

Guten Tag Frau Dreher! Wie findet man das passende Aquarellpapier?
Papiere sind wie Menschen, jedes reagiert unterschiedlich auf Farbe und Wasser und jedes einzelne Papier hat so seine Vorteile und Eigenschaften, die ich sehr schätze. Ich suche sie aus wie Freunde. Nun sind meine Freunde nicht unbedingt die Freunde von jedem. Das Papier sollte mit seinen Eigenschaften auf den persönlichen Malstil des einzelnen abgestimmt sein.

Mit welchem Aquarellpapier arbeiten Sie am liebsten und warum?
Wie gesagt stimme ich es auf das, was ich gerade male, ab. Da ich mit viel Strukturen arbeite, male ich momentan sehr gerne mit dem Moule-made-Watercolor echt Bütten Aquarellpapier 640g rau von Hahnemühle. Aber ich benutze auch Bamboo Mixed-Media und Agave Watercolour, sowie Britannia, matt, rau und satiniert für bestimmte Techniken. Angefangen habe ich mit Ingres Papier 100g – das benutze ich auch noch sehr gerne. Auch das Hahnemühle 200g und 300g gefällt mir sehr gut in der Reaktion.

Welche Aquarellpapier würden Sie Anfängern oder Anfängerinnen empfehlen?
Meinen Anfängern empfehle ich immer Britannia matt, Bamboo Mixed-Media und Agave, sowie Hahnemühle 200g bis 300g, weil das Papiere sind, bei denen noch Korrekturen möglich sind. Das Papier macht es möglich, Farbe zu entfernen. Es ist gut einschätzbar und regulierbar.

Was sollte ich beim Kauf von Aquarellpapier beachten?
Dass ich sie auf jeden Fall mal ausprobiert haben und daher kenne. Und dass es wirklich zu Ihrem Malstil passt. Wenn Sie sehr nass malen, sollte es mindestens 300g haben und zusätzlich gut auf einem passenden Untergrund befestigt sein.

Wann benutze ich ein Aquarellpapier mit einer besonders rauen oder strukturierten Oberfläche?
Ich experimentiere viel mit rauem Papier und benutze es für verschiedene Effekte oder Texturen in Verbindung mit Farbe und Wasser wie Granulationen, Wasserränder, Farbverläufe oder Trockentechnik.

Vielen Dank für die Tipps Frau Dreher!

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