Der Bleistift – Geschichte eines historischen Schreibgeräts

Der Bleistift erscheint im ersten Moment wie die graue Maus unter den Schreibgeräten. Er ist unauffällig, im wahrsten Sinne des Wortes grau und verschwindet vermeintlich hinter Glanz und Gloria von Füller und Kugelschreiber. Dabei ist der Bleistift ein ziemliches Allround-Talent unter den Schreibgeräten. Wenn die angeblichen Stars der Schreibgeräte an die Grenzen kommen, springt der Bleistift ein. Warum auch nicht? Er ist anspruchslos, witterungsresistent, erschwinglich, kann jederzeit korrigiert werden und strotzt sogar der Gravitation.

Aber wann wurde der Bleistift erfunden? Welche Rolle spielt die Marke Faber-Castell in der Geschichte des Bleistifts? Was macht das Schreibgerät so besonders und wie fand der Bleistift nach Deutschland? Wir nehmen euch auf eine kleine Reise zur Geschichte rund um den Bleistift mit.

Schon im 16. Jahrhundert wurde der Bleistift in Großbritannien von Schäfern benutzt. Sie markierten damit ihre Schafe, weil die Farbe auf Wolle gut hielt. Der Bleistift von damals sah jedoch nicht so aus, wie wir ihn heute kennen. Damals entdeckte man einfach nur ein ungewöhnliches Mineral, das dunkel war wie Blei, sich fettig anfühlte und die Hände färbte. Erst viele Jahre später setzte ein innovativer Geist die Miene auf Papier und schrieb damit Geschichte.

Ist in einem Bleistift Blei drin?

Eine völlig berechtigte Frage, oder? In dem Wort Bleistift steckt schließlich der Begriff „Blei“. Allerdings handelt es sich hierbei nur um einen äußerst hartnäckigen Mythos. Im Bleistift ist kein Blei enthalten, sondern Graphit. Seit 1565 bauen die Briten Graphit ab. Fälschlicherweise dachten sie damals es handle sich um Bleierz. Daher auch die Bezeichnung „Blei“-Stift. Erst im 18. Jahrhundert wurde das Rätsel um das mysteriöse Material gelöst. Der Name „Bleistift“ sollte jedoch bis heute bleiben.

Die Entstehung der ersten Bleistifte

Der älteste Bleistift stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Großbritannien gilt als Vorreiter des heutigen Bleistifts. Im Norden Englands wurde der Graphit aus einer Grube geborgen und danach zu Stangen zersägt. Diese legten die Briten dann zwischen zwei Holzstücke und fertig war der Bleistift. Leider neigten sich die Vorräte aus den Graphit-Gruben rasch dem Ende zu, weshalb die Preise schnell anstiegen. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, wurde der Graphit mit Bindemitteln wie Leim oder Gummi gestreckt. Obwohl diese Maßnahme negative Auswirkungen auf die Qualität der Schreibegräte hatte, sicherte sich Großbritannien ein Bleistift-Monopol: Minderwertige Bleistifte zu hohen Preisen blieben ein Verkaufsschlager.

Der Bleistift erreicht Deutschland

Die ersten „Bleystefftmacher“ etablierten sich erst im späten 18. Jahrhundert in Nürnberg. Darunter auch Kasper Faber, der den Grundstein für das weltbekannte Unternehmen Faber-Castell legte. Deutschland galt lange als Schlusslicht in der Bleistiftproduktion, denn die Schreibgeräte waren von niedriger Qualität. In Deutschland mangelte es nämlich an Rohstoffen und die Hersteller waren sehr abhängig von den Händlern. Der schlechte Ruf deutscher Bleistifte hielt sich über mehrere Jahrzehnte hinweg. Lange Zeit mussten die Bleistifte sogar anonym verkauft werden, um den deutschen Ursprung zu verbergen. Die Bleistifte aus Franken wurden abschätzig als „Nürnberger Tand“ bezeichnet.

Lothar von Faber revolutioniert die Bleistiftwelt

Das schlechte Ansehen deutscher Bleistifte änderte sich, als Lothar von Faber die Bleistiftfabrik seines Vaters übernahm. Er setzte nicht mehr auf Zwischenhändler, sondern generierte sich seinen eigenen Kundenkreis, indem er die ganze Welt bereiste. 1856 sicherte er sich dann die alleinigen Abbaurechte einer Graphit-Grube in Sibirien. Ein kluger Schachzug, denn in Großbritannien gab es bis dahin kaum noch Graphit. Kein anonymisierter Verkauf mehr und kein gestrecktes Material: Lothar von Faber setzt auf höchste Qualität und baut den damals besten Graphit ab. Die Bleistifte kennzeichnet er ab 1837 mit dem Schriftzug „A. W. Faber“.
Die Firma sollte später die ersten Markenschreibgeräte der Welt herstellen. Bis heute gilt beispielsweise der „Castell 9000“ als Klassiker unter den Bleistiften. Eine ganz besondere Variante des Bleistifts ist auch der „Perfekte Bleistift“ der Luxusmarke Graf von Faber-Castell.

Die Bleistift-Produktion entwickelt sich weiter

Die Produktionswerke von Faber-Castell in Stein bei Nürnberg.

Im 18. Jahrhundert wird in Frankreich und Österreich das Ton-Graphit-Verfahren entwickelt. Hierbei werden beide Elemente miteinander vermischt und zu Minen geformt und gebrannt. Dadurch konnten Bleistifte mit unterschiedlichen Härtegraden hergestellt werden. Lothar von Faber ging noch einen Schritt weiter: Er setzte auf eine Wasserkraftanlage und mechanisierte die Holzverarbeitung mit einer Dampfmaschine. Lothar von Faber war außerdem der Erste, der den Bleistift in sechseckiger Form verkaufte. Noch heute ist es die gängigste Form eines Bleistifts. Zudem legte er Normen für Länge, Stärke und Härtegrade fest, die von nahezu allen anderen Fabrikanten übernommen wurden.

Die Hauptstadt des Bleistifts

Bleistifte Made in Germany gelten ab dem 20. Jahrhundert nicht mehr als Mangelware, sondern als Qualitätsgarant. Um 1900 gibt es in Nürnberg bereits 25 Bleistiftfabriken, die jährlich bis zu 250 Millionen Stifte mit einem Wert von 8,5 Millionen Mark herstellen. Nürnberg wurde somit zur Hauptstadt des Bleistifts. Allein Faber-Castell beschäftigte rund 1.000 Mitarbeiter. 1874 reicht Lothar von Faber eine Petition zum Schutz des Markenartikels beim Deutschen Reichstag ein. 1875 tritt das Gesetz in Kraft und setzt somit einen Meilenstein für den Markenschutz anderer Unternehmen.

  • 1 Bleistift Geschichte Schlemmen
  • 2 Bleistift Geschichte Mahlen
  • 3 Bleistift Geschichte Verarbeiten
  • 4 Bleistift Geschichte Saegen Und Hobeln
  • 5 Bleistift Geschichte Einleimen
  • 6 Bleistift Geschichte Hobeln
  • 7 Bleistift Geschichte Polieren
  • 8 Bleistift Geschichte Verpacken
  • In der Schlemme werden Graphit und Ton zu einer Masse vermengt.

  • In Mühlen wird die Graphit-Ton-Mischung fein gemahlen.

  • Die Bleistiftmasse wird von Arbeitern zu ihrer minenartigen Form verarbeitet.

  • Das Holz, das später die Bleistiftmine fasst, wird klein geschnitten.

  • Die Bleistiftminen werden in das Holz eingeleimt.

  • Die Bleistifte werden in runde, ovale dreieckige, viereckige oder sechseckige Formen gehobelt.

  • Die Bleistifte werden mit Farbe und dem Firmenzeichen versehen.

  • Die Bleistifte werden in Einheiten verpackt und mit Etiketten versehen.

Der Bleistift heute

Der Bleistift ist eines der ältesten Schreibgeräte und hält sich bis heute bei Jung und Alt! Grundschüler machen mit Bleistiften ihre ersten Schreibversuche, Architekten fertigten damit Skizzen an und Künstler verwenden sie beispielsweise zum Zeichnen von Bleistiftportraits. Bei Astronauten ist der Bleistift sogar ein Must-Have, denn er ist der einzige Stift, der im Weltall funktioniert. Der Bleistift schreibt also im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte: ob Forschungsergebnisse, Geschichten, Kunst oder simple Notizen, er hält alles für die Ewigkeit fest. Und falls doch mal etwas daneben geht, reicht ein Radiergummi aus und der Fehler ist im Nu wieder verschwunden.

Eine große Auswahl an Bleistiften in verschiedenen Stärken gibt es im PapierFischer Onlineshop.

Wie kommt die Miene eigentlich in den Stift?

Wie die einzelnen Produktionsschritte in der Herstellung eines Stifts aussehen, zeigt dieses kurze exemplarische Video aus den Produktionshallen von Faber-Castell.

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