Interview: Wie fotografiere ich mein Lettering?

Sind Sie auch im Handletteringfieber? Wenn wir uns richtig Mühe gegeben haben, möchten wir unser Kunstwerk gerne fotografieren und mit anderen Menschen teilen. Damit der Schriftzug auf dem Foto genauso strahlt wie in der Realität, gibt es ein paar Tricks. Letteringliebhaberin und Instagramerin Jennifer Hertel verrät sie uns.

Interview mit Lettering-Expertin Jennifer Hertel

Instagramerin Jennifer Hertel lettert seit ihrer Schulzeit.

Liebe Jennifer, bitte erzähle uns ein bisschen von dir: Wann wie und wo bist du zum Lettering gekommen?

Ich habe tatsächlich schon in der Schulzeit schöne Buchstaben in mein Aufgabenheft gemalt. Lange Zeit war das Buchstaben-Zeichnen für mich danach in Vergessenheit geraten, bis mein Instagram-Feed Ende 2015 mit wunderschön geschwungenen Buchstaben langsam, aber sicher geflutet wurde. Für mich war sofort klar: Das möchte ich auch können! Also habe ich mir im Januar 2016 meine ersten Brushpens gekauft. Ich muss tatsächlich gerade lachen, weil ich damals noch dachte „Tolles Hobby, da brauchst du nur ein paar Stifte und bisschen Papier“. Mir war ja gar nicht klar, welche unfassbar großen Unterschiede es da gibt!

Hast du einen Lieblingsstil?

Habe ich tatsächlich. Am meisten liegt mir das Brushlettering. Hierbei wird mit einem Pinsel oder einem Brushpen gearbeitet. Am besten gefällt mir daran, dass ich leicht frei Hand arbeiten und die Buchstaben so schön tanzen lassen kann (das nennt man auch Bounce Lettering).

In unseren Ladengeschäften haben wir viele Papiere in unterschiedlichen Formaten und Farbtönen und mit verschiedenen Oberflächenstrukturen, zum Beispiel von Artoz. Welche Eigenschaften müssen gute Letteringpapiere für dich haben?

Die Frage nach dem richtigen Papier ist in meinen Augen noch wichtiger als die nach dem richtigen Stift. In meiner Unwissenheit habe ich am Anfang sofort auf jedem Papier losgelegt, welches ich in die Finger bekommen habe. Fazit: Nach zwei Tagen war mein erster Brushpen kaputt (je nach Marke können die Stiftspitzen besonders empfindlich sein).
Ich muss die Frage nach gutem Lettering-Papier etwas unterteilen:

  • Übungspapier für den Anfänger beziehungsweise für Aufwärmübungen:
    Gutes Papier hat seinen Preis! Da man am Anfang sehr viel davon benötigt, weil man täglich üben sollte (und möchte!), empfehle ich gutes, sehr glattes Kopierpapier. Darauf lässt es sich besser „gleiten“ und es schadet dem Geldbeutel nicht. Es sollte auch nicht zu schwer sein, damit man sich zum Üben noch ein Hilfslinienblatt unterlegen kann.
  • Aquarellpapier für Letterings mit dem Pinsel:
    Matt, rau, satiniert, hier ist alles möglich. Je nach Papier erhält man unterschiedliche Ergebnisse, das macht das Ganze sehr spannend. Möchte man mit viel Wasser arbeiten, ist es sinnvoll, ein Aquarellpapier mit 300 g/qm zu verwenden. Soll in den Buchstaben viel Struktur erkennbar sein, so greift man am besten auf ein raues Papier zurück.
  • Papier für Letterings mit dem Brushpen:
    Wenn ich ein Lettering im Original verschenke, greife ich auf folgende Papiere zurück: Bristol Papier ist unfassbar glatt und „verschluckt“ die Farbe nicht. Für Brushpens ist dies mein Lieblings-Papier. Wenn ich ein etwas widerstandsfähigeres Papier benötige, weil ich zum Beispiel Farben miteinander verblenden möchte, greife ich auf Mix Media (bzw. Mixed Media) Papier zurück.
    Willkommen im Club der Papierstreichler!

Jetzt aber endlich zum Thema „Fotografie“: Ich habe ein tolles Lettering gezaubert und möchte es jetzt fotografieren. Wie wichtig ist eine professionelle Kamera?

Wenn man ein Lettering bei Instagram präsentieren möchte, ist eine gute Handykamera völlig ausreichend. Ich fotografiere meine kleinen Werke fast ausschließlich mit dem Smartphone. Ein paar Apps zur nachträglichen Bildbearbeitung nutze ich auch, um den Weißabgleich einzustellen oder den Kontrast zu ändern (App-Empfehlung: Adobe Photoshop Lightroom CC und Google Snapseed).

Als Dekoelemente für Ihre Fotos können Sie zum Beispiel die Materialien einsetzen, die Sie für Ihr Lettering verwendet haben.

Wie wichtig ist das Setting und die Dekoration drumherum?

Das ist grundsätzlich Geschmacksache. Ich merke bei mir, dass mein Auge eher an einem Werk hängen bleibt, wenn es auch schön präsentiert wird. Nicht umsonst hängen die Gemälde im Louvre auch in unglaublich schönen Rahmen. Beim Flatlay empfehle ich allerdings, die Deko-Elemente nicht wie einen Rahmen um das Bild zu legen, sondern gezielt ein paar wenige Gegenstände auszusuchen, die entweder die Aussage des Letterings unterstützen, die Farbwahl wiedergeben (ein Blümchen in einer ähnlichen Farbe), oder das Material zeigen, mit dem gearbeitet wurde (Stifte, Aquarellfarbe, Lineal, Clips). Manchmal laufe ich tatsächlich durch unsere Wohnung und suche überall nach Dingen, die zum Bild passen. Da fliegen auch mal Pfefferkörner mit auf das Setting. Beim Arrangieren der Deko darf auch gerne etwas wie zufällig auf dem Blatt platziert sein (beispielsweise ein Stift oder ein Blätterzweig). Der Gegenstand sollte natürlich nicht ganze Buchstaben oder komplette Wörter verdecken. Ich würde an maximal drei Stellen des Fotos Deko-Material platzieren. Wichtig ist, dass der Fokus immer noch auf dem Lettering liegt. (Anmerkung: Bei Produktplatzierungen sollte man auf die Werbekennzeichnungspflicht achten)

Reflektoren helfen bei der richtigen Ausleuchtung.

Welche Rolle spielt das Licht?

Ohne gutes Licht kein gutes Foto. Im Frühling/Sommer stellt dies kein großes Problem dar, umso mehr im Herbst und in der Winterzeit. Die schönsten Ergebnisse erziele ich mit natürlichem Tageslicht. Es gibt mittlerweile wirklich gute Tageslicht-Lampen. In unserem Arbeitsraum haben wir an der Decke ein Licht-Panel angebracht, bei dem auch ein Farbwechsel (kaltes oder warmes Licht) möglich ist. Vor kurzem habe ich mir zusätzlich eine Tageslicht-Lampe für den Lettertisch angeschafft. Ebenfalls sinnvoll ist der Einsatz von Reflektoren, um Schlagschatten zu vermeiden oder abzuschwächen. Wenn man keinen Reflektor besitzt, hilft als Ersatz oftmals ein großes weißes Blatt Papier, hiermit kann man ebenfalls schon recht gut den Lichteinfall reflektieren.

Muss es immer ein Flatlay sein, bei dem man direkt von oben das Lettering fotografiert oder kann ich auch andere Perspektiven wählen?

Unserer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Es gibt schöne Kartenständer, in denen man sein Werk aufrecht stehend fotografieren kann. Aber: Die Hintergrundgestaltung ist in diesem Fall viel schwieriger. Will man sein Lettering in einem bestimmten Winkel fotografieren, greift man besser auf eine gute Kamera zurück, mit der man die Möglichkeit hat, die Tiefenschärfe einzustellen. Man soll ja auch alles lesen können, was man da gelettert hat.

Wie gehst du mit unterschiedlichen Papierfarben um – fotografierst du dunkles Papier anders als helles?

Dunkles Papier zu fotografieren ist schwierig. Ist das Licht zu hell, wirkt das Papier grau, ist das Licht zu dunkel, rauscht das Foto oder ist unscharf. Falls man nur ein Handy zum Fotografieren hat, empfehle ich, das Bild nachträglich zu bearbeiten.

Danke für die vielen Tipps, liebe Jennifer!

Wer sich davon überzeugen möchte, dass sie weiß, wovon sie spricht, sollte auf Jennifers Instagramprofil @pikkablue vorbeischauen. Dort zeigt sie toll fotografierte Letterings und Illustrationen.

Bei PapierFischer finden Sie alles, was Sie für die Umsetzung hübscher Letterings brauchen. Zu empfehlen sind zum Beispiel die Papiere von Artoz – in vielen unterschiedlichen Formaten, Farben und mit verschiedenen Oberflächenstrukturen bieten sie sich für diverse Letteringstile an. Kommen Sie in unseren Ladengeschäften vorbei. Wir beraten Sie gern!

Lesen Sie mehr zum Thema Lettering auf unserem Blog: Modern calligraphy: Lettering ist voll im Trend und Handlettering – Kunstwerke aus Buchstaben.

Fotos: Jennifer Hertel/@pikkablue

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