Schreiben von Hand: Ist das noch zeitgemäß? Geschweige denn Schreibschrift schreiben? Auch wenn die Handschrift immer mehr in Vergessenheit zu geraten scheint und aus Zeitgründen meist nur noch für kurze Notizen in Druckschrift herhält, hat sie doch einige Vorteile. Schreibschrift schreiben ist keineswegs nur ein Relikt aus der Vergangenheit. Darum werden die verschiedenen Schreibschriftarten bis heute gelehrt.
Auch wenn die Schreibschrift im Erwachsenenalter meist abgedankt hat, muss jeder am Ende der vierten Klasse in der Lage sein, diese zu schreiben. Aber warum eigentlich? Was es mit den verschiedenen Schreibschriftarten auf sich hat, woher die Schreibschrift kommt und was sie so besonders macht, erfahrt ihr hier. Außerdem gibt es ein Übungsblatt mit dem Alphabet der Schulausgangsschrift als kostenlosen Download für euch.
Der genaue Ursprung der Schreibschrift ist bis heute nicht bekannt. Vielmehr hat sie sich über die Jahrhunderte hinweg organisch entwickelt und glich zu Beginn noch eher einer Kursivschrift. Erst mit der Zeit wurden die einzelnen Buchstaben durch Innen- und Außenligaturen miteinander verbunden, was eine der charakteristischsten Merkmale der heutigen Schreibschriftarten ist.
Schon lange vor Christus wurden Gedanken, Geschichten und Überlieferungen schriftlich festgehalten. Allerdings in Form von Bildern. Erste Buchstaben tauchten erst viele Jahrhunderte später auf. Frühe Formen der Schreibschrift waren beispielsweise die hieratische Schrift, eine kursive Variante der ägyptischen Hieroglyphen. Daraus entwickelte sich dann die demotische Schrift, auch „römische Kursive“ genannt. Im Mittelalter wurde die Schrift wieder durch Bilder und Zeichnungen ersetzt, bis sie im 13. Jahrhundert in Form der gotischen Minuskel bzw. gotischen Kursive zurückkehrte. Diese Art der Schreibschrift galt als besonders einfach und schnell und setzte sich deshalb in der Bevölkerung durch. Viele „Schnörkel“ und Ligaturen später haben sich drei verschiedene Schreibschriftarten herausgebildet, die bis heute in den Grundschulen gelehrt werden.
Während bei der Druckschrift das Schreibgerät für jeden Buchstaben neue angesetzt wird, zeichnet sich die Schreibschrift durch eine fortlaufende und flüssige Linienführung aus. Der Stift wird also nur zwischen einzelnen Wörtern und nicht zwischen einzelnen Buchstaben neu angesetzt bzw. abgesetzt.
Die eine Schreibschriftart gibt es in Deutschland nicht. Allerdings haben sich drei gängige Schreibschriftarten etabliert, die bis heute auf dem Lehrplan aller Grundschulen in Deutschland stehen.
Diese elegante Schreibschriftart erinnert mit ihren anmutenden Wellen und Schnörkeln oft an altertümliche Texte. Sie wurde am 4. November 1953 als Schulausgangsschrift in der gesamten Bundesrepublik eingeführt und löste damit die „Deutsche Normalschrift“ ab. Wie der Name bereits verrät, gilt die lateinische Ausgangsschrift (LA) als Basis einer flüssigen Handschrift. Daraus kann jeder einzelne dann ein individuelles Schriftbild entwickeln. So lautete zumindest das Grundkonzept einer allgemein geltenden und an allen Grundschulen gelehrten Schreibschriftart.
Die lateinische Ausgangsschrift galt Ende der 60iger Jahre als zu „verschnörkelt“. Das machte es den Schülern angeblich schwieriger, eine flüssige und leserliche Schreibschrift zu erlernen. Aus diesem Grund wurde 1972 die Vereinfachte Ausgangsschrift parallel zur LA eingeführt. Die Buchstaben sind hier den Druckbuchstaben angenähert und somit einfacher zu schreiben. Auch die Endungen der einzelnen Kleinbuchstaben liegen bei der VA direkt auf der Mittelachse, was das Verbinden der Buchstaben vereinfacht.
Noch schlichter, nüchterner und „cleaner“ ist die Schulausgangsschrift, die 1968 in der DDR als verbindliche Erstschrift für Grundschüler festgelegt wurde. Weg waren die meisten schwungvollen Außenligaturen und gestrafft die Innenligaturen. Die Schulausgangsschrift (SAS) wird heute deutschlandweit als eine weitere Alternative zur Lateinischen Ausgangsschrift gelehrt.
Schulausgangsschrift: Schreibschrift-Übungen
Die Schulausgangsschrift kommt in besonders vielen Bundesländern zum Einsatz. Damit die kleinen Gelehrten der Zukunft vorab schon etwa Schreibschrift schreiben üben können, gibt es hier das passende Übungsblatt zum Download.
Ist eine ausgeschmückte Schreibschrift, wie sie seit über 80 Jahren an Schulen gelehrt wird überhaupt noch zeitgemäß? Schon lange wird in Fachkreisen darüber diskutiert. Neben all diesem Schreibschriftarten-Wirrwarr wurde 2011 im Auftrag des Grundschulverbands dann die Grundschrift eingeführt. Hier wird den Schülern nicht mehr vorgegeben, wie die Buchstaben zu verbinden sind. Vielmehr sollen sie das selbst und ganz individuell entscheiden. In manchen Bundesländern, wie beispielsweise Bremen, Thüringen und Hessen wird die Grundschrift bereits als alternative zu den drei vorherrschenden Ausgangsschriften gelehrt.
Während Schönschreiben im Mittelalter noch eine Kunst war, die nur Schreibmeistern vergönnt war, ist eine leserliche und schöne Handschrift heute Gang und Gebe. Zumindest ganz am Anfang der Schullaufbahn. Die Schreibschrift wirkt durch die typische wellenförmige Linienführung und die schwungvollen Schnörkel automatisch schön. Dennoch verliert sie mittlerweile immer mehr an Beliebtheit, denn vor der Schreibschrift müssen die Kids zuerst die Druckschrift beherrschen. Diese ist einfacher zu schreiben und zu lesen und dadurch weniger abschreckend. Die Kids sollen ja nicht schon zu Beginn ihres neuen Lebensabschnitts verunsichert werden. So macht lernen schließlich keinen Spaß. Aber kaum hat man die Druckbuchstaben verinnerlicht, taucht plötzlich ein optisch völlig neues Alphabet auf. Deswegen wird die Grundschrift immer beliebter bei Lehrern und Schülern.
Nichts desto trotz gibt der Lehrplan eine klare Regelung vor: Spätestens ab der dritten Klasse steht Schreibschrift lernen auf dem Stundenplan. Welche der drei Schreibschriftarten gewählt wird, darf jedes Bundesland selbst entscheiden.
Tipp: Achtet von Anfang an auf das richtige Schreibwerkzeug. Für jede Phase der Schreibentwicklung gibt es individuell abgestimmte Bleistifte, Ballpens oder Füllfederhalter, wie beispielsweise der Scribolino Schulfüller von Faber-Castell.
Wie genau unterscheiden sich die Lateinische Ausgangsschrift, die Vereinfachte Ausgangsschrift und die Grundschrift eigentlich optisch? Die einzelnen Unterschiede im Schriftbild zeigt dieses kurze Video.
In der Schule ist Schreiben von Hand ein absolutes Muss, aber nach Ende der Schulzeit gehört das meist der Vergangenheit an. Die meisten Texte werden inzwischen mit der Tatstatur verfasst oder schnell ins Handy eingetippt. Schade eigentlich, denn das Schreiben von Hand aktiviert nicht nur die Feinmotorik, sondern fördert auch die aktive Aufnahme von Wissen. Notizen von Hand merkt man sich also viel besser, während beim Tippen die Hälfte schon währenddessen wieder vergessen wird. Mit dem passenden Stift wird das Schreiben von Hand außerdem zu einem optischen und haptischen Erlebnis.
Für jeden gibt es den passenden Stift. Ob Rechts- oder Linkshänder, kleine oder große, enge oder ausladende Schrift – in den Fachgeschäften von PapierFischer sowie im PapierFischer Onlineshop werdet ihr garantiert fündig!
Unleserliche Handschrift? Nicht mit diesen Tipps für eine Schönschrift.